Leitfaden zum guten Reisen

Eine Zeichnung von einem Buch auf einem Tisch, im Hintergrund eine Tasse Kaffee und ein Stift, am Horizont ein Ballon. Die Buchseite sieht aus wie eine Wiese, darauf ein Hund, ein Weg, auf dem ein Mädchen spaziert und ein Windrad. Am Himmel fliegen Vögel.

Umweltschonend und sozialverträglich zu reisen ist keine Zauberei. Die folgenden Tipps stellen keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dienen aber als Leitfaden für gelungene und enkelfähige Reisen.

Was heißt eigentlich verantwortungsvoll, sanft und nachhaltig reisen? Viel einfacher ist es zu erklären, wie ein Urlaub auf keinen Fall aussehen sollte: nervige Autostaus, Langstreckenflüge für ein paar Tage am Strand, Drängeleien in Altstadt-Zentren, auf Flughäfen oder riesigen Kreuzfahrtschiffen, Stress mit Billigfliegern, unzufriedene – weil ausgebeutete – Gastgeber, zirkusreife oder tierschädigende Attraktionen, vermüllte Strände und überforderte Reiseziele … Wenn all das auch für Sie nicht nach Erholung klingt, werden Sie sich wie wir auch bei Reiseformen wohl fühlen, bei denen es verantwortungsvoll, sanft und nachhaltig zugeht.

Clever mobil sein

– Wählen Sie Bahn oder (Fern-) Bus, Linienschiff oder Fähre anstelle des Flugzeugs oder eines Kreuzfahrtgiganten. Als Faustregel gilt: Flüge unter 700 km vermeiden, ab 700 km mindestens acht Tage Aufenthalt und ab 2.000 km mindestens 15 Tage Urlaub nehmen.

– Packen Sie möglichst leicht! Jedes unnötige Kilogramm Gepäck – egal ob mit Auto, Bus, Bahn, Schiff oder Flugzeug transportiert – verursacht vermeidbare Emissionen.

– Geht es doch in die Ferne, nutzen Sie die Möglichkeit, die CO2-Emission Ihrer Reise auszugleichen. Das funktioniert über verschiedene Kompensationsplattformen, auf denen Sie die entfernungsabhängige CO2-Belastung ausrechnen und mit einer Geldspende für diverse Klimaschutzprojekte kompensieren können. Während das Kompensationsmodell das aktuelle Mittel der Wahl darstellt, sollte jedoch die Vermeidung und Verringerung von CO2 an erster Stelle stehen.

– Angekommen an Ihrem Reiseziel, nutzen Sie am besten sanfte Mobilitätskonzepte, öffentliche Verkehrsmittel, Fahrräder oder Ihre Wanderschuhe. Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln vermittelt nicht nur die Alltagskultur im Urlaubsland, sie sind auch bedeutend umweltfreundlicher und erhalten individuelle Einblicke in den Alltag sowie Kontakt zu Einheimischen.

Gut wohnen

– Suchen Sie Unterkünfte aus, die sich aktiv zum Umweltschutz und sozialer Fairness bekennen. So bieten etwa Bio-Hotels, Bio-Bauernhöfe oder Öko-Lodges den Besuchern ein naturverbundenes Urlaubserlebnis. Wichtig ist aber auch, dass die lokale Bevölkerung Beschäftigung bei fairen Arbeitsbedingungen und gerechten Löhnen im Tourismus geboten wird. Die Nutzung von Solarenergie, Wasseraufbereitung und Abfallvermeidung sind ebenso „Musts“ für verantwortungsvolle Unterkünfte. Falls die Website der Unterkunft keine entsprechende Auskunft gibt, einfach per Email nachfragen. Bei der Buchungsentscheidung können auch Nachhaltigkeitszertifikate und -siegel hilfreich sein.

Mit Ruhe und Zeit

– Teilen Sie Ihren Urlaub so ein, dass Sie für eine Fernreise mindestens drei Wochen Zeit haben. Noch besser: fliegen Sie nur alle paar Jahre in die Ferne, dafür aber entsprechend lange. Das optimiert die Reiseerfahrung, bringt erwiesenermaßen optimale Erholung und spart Emissionen.

– Gehen Sie es ganzheitlich an: Wählen Sie das Reiseziel mit Sorgfalt und bereiten Sie sich möglichst gut auf Ihren Aufenthalt vor. Lesen Sie nicht nur Reiseführer, sondern auch Bücher zeitgenössischer Autoren über Ihr Urlaubsland und erkundigen Sie sich z. B. bei den entsprechenden Fremdenverkehrsämtern nach nachhaltigen Angeboten für das gewählte Ziel. Hinterfragen Sie die jeweilige Umweltschutz-Politik bzw. ob die lokale Bevölkerung vom Tourismus profitiert.

Kluge Aktivitäten

– Achten Sie auf naturnahe Aktivitäten vor Ort (nein, Quad-Touren oder Heli-Skiing gehören nicht dazu!). Verantwortungsvolle Destinationen bieten umweltschonende Aktivitäten wie Hochseilgärten, Wander- oder Trekkingtouren, Wanderungen mit Lamas, Pferden oder Eseln, geführte Radtouren etc.

– Attraktionen, die mit Wildtieren (von Delfinen bis Elefanten oder Löwen) arbeiten, sind grundsätzlich zu hinterfragen. Fördern Sie lieber international geprüfte Tierschutzprojekte und halten Sie auch auf Fotosafaris oder beim Besuch von Schutzprojekten stets gebührenden Abstand zu Wildtieren. So verlockend es auch scheint, bitte keinesfalls anfassen.

Lokale Wirtschaft stärken

– Fördern Sie kleine Geschäfte und kaufen Sie Souvenirs möglichst aus lokaler Produktion. Und ja, ein wenig handeln ist – wo üblich – sicher ok, aber auch dabei sind Respekt und ein faires Augenmaß gefragt. Besuchen Sie Cafés und Restaurants, und verkosten Sie die regionalen Spezialitäten. In vielen Destinationen gibt es Frauen-, Gemeinschafts- oder Dorftourismusprojekte, die einen Besuch wert sind. So unterstützen Sie die lokale Wirtschaft und erleben fremde Kulturen hautnah.

– Engagieren Sie lokale Guides, die gut in Ihren Gemeinschaften verwurzelt sind und Ihnen Tür und Tor öffnen. Mit diesen Mediatoren können Sie sicher sein, einen echten Eindruck Ihres Gastlandes zu erhalten.

Umwelt und Ressourcen schonen

– Sparen Sie Ressourcen! In den Destinationen auf der Südhalbkugel ist Wasser oft ein besonders wertvolles Gut. Mit 90-Sekunden-kurzen Duschen und sparsamem Umgang mit Wasser zeigen Sie Respekt für Ihre Gastgeber und deren Umwelt.

– Bringen Sie Ihre eigene Trinkflasche mit! In vielen Städten gibt es Trinkwasserbrunnen und auch in Ihrer Unterkunft können Sie meist problemlos sicheres Wasser tanken. Notfalls füllen Sie Ihre Flasche mit abgekochtem oder gefiltertem Wasser. Vermeiden Sie den Kauf von Aluminiumdosen oder PET-Flaschen und nehmen Sie problematischen Müll wie etwa leere Batterien, Spraydosen o. ä. wieder mit nach Hause, falls sie vor Ort nicht umweltkonform entsorgt werden können.

– Behandeln Sie die Umwelt in Ihrem Urlaubsort wie auch zuhause mit dem nötigen Respekt. Werfen Sie nichts unachtsam weg. Falls Ihnen in Ihrer Destination Umweltsünden auffallen, geben Sie den Gastgebern zu erkennen, dass Sie eine saubere Umwelt schätzen und Sie auf Mülltrennung/Recycling Wert legen. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und heben Sie z. B. am Strand liegenden Plastikmüll auf, ehe er weggeschwemmt wird und auf diese Weise Meerestieren Schaden zufügt.

– Klimaanlagen können ein Segen sein. Das Problem: während es im Zimmer immer kälter wird, erwärmt sich der Rest der Welt umso mehr. Falls Sie den Stromfresser doch verwenden müssen, stellen Sie ihn sparsam ein, d. h. maximal 5 Grad kälter als die Außentemperatur. Falls Sie das immer noch als unerträglich empfinden, mag das Reiseziel einfach nicht das passende für Sie sein. Heizungen sind natürlich ebenso mit Bedacht und Vernunft zu handhaben.

Urlaub für Ihr Handy

– Schicken Sie doch auch einmal Ihr Handy auf Urlaub und geben Sie sich dem „Digital Detox“ hin. Während Ihr Mobiltelefon sich erholt, tauchen Sie nach kurzer Eingewöhnungszeit ohne ständigem Info-Stakkato und Ablenkung aus dem digitalen Alltag auf. Statt ständig auf den Bildschirm zu schauen, trainieren Sie Ihren Orientierungssinn und nehmen Ihre Mitmenschen wahr, wenn Sie nach dem Weg fragen. Unerwartete Begegnungen und Gespräche sind vorprogrammiert, ein hoher Erholungsfaktor ebenso.

– Soziale Medien mit ihren millionenfach versandten Fotos und Videos verursachen nicht nur Unmengen an Datenaufkommen, das wiederum Unmengen an Energie verbraucht, sondern führen auch zu fragwürdigen Phänomenen wie Insta-Hypes, Hotspot-Überlastung und Overtourism. Seien Sie versichert, die Erde wird sich auch ohne diesem nächsten Selfie weiter drehen!

R.E.S.P.E.C.T.

– Last but not least: Treten Sie Ihren Gastgebern stets mit Respekt und auf Augenhöhe entgegen. Das geht am besten gut vorbereitet auf die lokalen Gegebenheiten, Sitten und Gebräuche. Mit ein wenig Einsatz und gutem Willen gelingt es Ihnen sicher auch ein paar Worte der lokalen Sprache zu lernen – das öffnet viele Herzen und bringt bleibende Erinnerungen.

(SH041020)

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