Wir werden wieder reisen. Die Frage ist nur: nützen wir die Chance, uns künftig für umweltverträglichere und sozial gerechtere Reiseformen zu entscheiden?
Nach langen Monaten mit strengen Reisebeschränkungen ist endlich ein kleiner Lichtstrahl am Ende des Tunnels zu erkennen. Die ersehnten Impfungen – wann immer sie flächendeckend zur Anwendung kommen – versprechen ein gewisses Maß an wiedergewonnener Freiheit. Bis die Pandemie vollkommen besiegt ist, bleibt jedoch noch viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wohin die Reise in Zukunft eigentlich gehen soll.
Persönliche Sicherheit wird in der komplexer gewordenen Reisewelt zweifellos eine große Rolle spielen. Sauberkeits- und Hygieneregeln sind inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Im gleichen Fahrwasser werden sich aber auch Fragen nach Vertrauenswürdigkeit, Nähe und Qualität der Gegebenheiten und menschlichen Begegnungen im Urlaubsgebiet stellen. Experten gehen davon aus, dass sich in Zukunft die Konsumenten bei der Auswahl von Reisen weitaus kritischer verhalten werden. Da sich Ziele wie „gesünder, grüner, sanfter und nachhaltiger leben“ in der Covid- und Klimakrise als Lebensmotto in unserem Alltag gefestigt haben, besteht die Aussicht, dass sich die Wahl von Reisezielen und -Arten allmählich auch nach fairen, umweltfreundlichen Kriterien orientieren wird. Überschaubare und letztlich auch weniger auf Massen fokussierte Reiseangebote werden stärker nachgefragt. Verreist wird in kleineren Gruppen als zuvor. Reisende mit und ohne Familie entscheiden sich unter Umständen für eine Ferienwohnung am Land, Wohnmobilferien oder einen organisierten Wander- oder Radurlaub. Gemütliche kleine Resorts werden eher den neuen Urlaubsvorstellungen entsprechen als riesige Ferienanlagen. Der Wettbewerbsvorteil von Ökotourismus-Angeboten liegt auf der Hand. Auch grüne Siegel und Zertifikate helfen den Reiselustigen bei der Orientierung.
Leichtfüßig unterwegs
Zukunftsorientierte Reiseunternehmen haben bereits reagiert und offerieren eine feine Auswahl an sozial gerecht und umweltfreundlich gestalteten Urlaubsmöglichkeiten. Insgesamt finden sich in den Reisekatalogen 2021 mehr Ziele in Europa als zuvor, dabei steht die klimaschonende Anreise per Bus oder Bahn im Vordergrund. Verhinderte Globetrotter liebäugeln mit Fernreisen in möglichst einsame Regionen wie etwa die Wüsten und Steppen Zentralasiens oder die riesigen Safariparks in Süd- oder Ostafrika, sind sie doch quasi prädestiniert für Social Distancing. Im Sinne der Nachhaltigkeit empfehlen sich bei Fernreisen auf jeden Fall eine längere Aufenthaltsdauer sowie die Kompensierung der CO2-Emissionen. Das dient nicht nur dem guten Gewissen und der Erholung, sondern auch den Gastgebern, denn viele Regionen in Entwicklungs- und Schwellenländern sind von den Einnahmen aus dem Tourismus abhängig. In den neuen Programmen verantwortungsvoller Reiseveranstalter ist die Klimakompensation sogar schon integriert, idealerweise nicht nur für Flug-, sondern auch für Busreisen. Die so lukrierten Gelder fließen in kluge Entwicklungsinitiativen und unterstützen wichtige soziale Projekte sowie dringende Maßnahmen zum Natur- und Tierschutz.
Neue Normalität
Momentan ist schwer abzusehen, wie ein Normalzustand nach der Krise aussehen wird. Viele Airlines, Beherbergungsbetriebe, Restaurants und Veranstalter kämpfen ums Überleben. Es ist völlig unklar, wer schlussendlich übrig bleibt. Die ernste Klimakrise, mit der wir konfrontiert sind, bewirkt allgemein ein bewussteres Konsumverhalten. Das könnte bedeuten, dass wir uns selbst kritische Fragen nach dem Sinn und der Notwendigkeit unserer Reise stellen, nicht zuletzt weil wir diese Fragen auch im Freundes- und Bekanntenkreis beantworten müssen. Doch die Verantwortung darf nicht alleine bei den Konsumenten liegen, hier ist vor allem die Politik gefordert, denn bei all den dringend notwendigen staatlichen Hilfen für die Tourismusbranche wäre es fatal, die Förderungen nicht mit nachhaltigen Impulsen zu verknüpfen.
Unser Tipp
Suchen Sie Beratung in einem Reisebüro, das einen Überblick über die aktuellen Angebote bieten und Ihre Fragen nach sozial und ökologisch sensiblen Reisen beantworten kann. (SH16022021)