Darüber was Luxus ist, ließ es sich immer schon vortrefflich streiten. Die aktuelle Diskussion stellt die glitzernden Markennamen vor den Hintergrund von Klimawandel und sozialer Ungleichheit und sucht nach neuen Definitionen. Zunehmend spielt bei verwöhnten Reisenden der Wunsch nach immateriellem Luxus wie Zeit und Raum ebenso eine Rolle wie das Bedürfnis nach Authentizität, Umweltverträglichkeit und sozialer Gerechtigkeit.
Bedeutungsvolle, exklusive und möglichst persönlich gestaltete Reiseerlebnisse werden laut aktuellen Studien das Luxusreisesegment noch viel mehr bestimmen als bisher. Dabei wird die Einstellung von Reisenden zu Luxus nicht nur vom jeweiligen kulturellen Background sondern auch von persönlichen Wünschen und Träumen geformt. Der Eine freut sich über ein bombastisches Hotelbett, das unter Seidenpolstern erstickt oder einen Butler, der ihm am Strand die Sonnenbrille poliert. Andere schwelgen im Privileg, ein seltenes Tier – sei es ein Nashorn oder einen Berggorilla – zu beobachten, mit einem privaten Bergführer einen berühmten Gipfel zu besteigen, den persönlichen Adrenalinspiegel beim Hai-Tauchen auf die Spitze zu treiben oder sich in einem der fantastischen Resorts im Indischen Ozean barfuß von den Lasten des Alltags zu befreien. Während sich für die wenigen wirklich Reichen Luxus auf Reisen mit absoluter Exklusivität und Anonymität definiert, bedeutet er für die Masse der Luxusreisenden zum Beispiel eine elegante Kreuzfahrt, einen Aufenthalt in einem Fünfstern-Hotel, einen Tauchurlaub oder etwa eine Flug-Safari. Für Alleinerzieher, Niedrigverdiener oder Menschen mit Behinderung hingegen können schon einige Tage Urlaub vom Alltag den größten Luxus bedeuten.
Positive Effekte
Mehr noch als goldene Armaturen im Badezimmer kann Luxus aber auch das gute Gefühl sein zu wissen, dass die Anwesenheit am Urlaubsort etwas Positives bewirkt. Hier kommt den Luxusanbietern eine wichtige Aufgabe zu, denn während betuchte Gäste nicht immer bereit sind, in ihrem Urlaub konsequent nachhaltig zu agieren, erwarten sie zunehmend Corporate Social Responsibility (CSR) und Umweltschutz als Teil der Leistung, die sie um teures Geld vom Anbieter kaufen. In der Norm möchten sie „bewegende Momente mit Ewigkeitswert“ erleben, statt überlegen zu müssen, ob sie an ihrem Urlaubsort Schaden anrichten oder gar soziale Ungerechtigkeit oder die Zerstörung von indigenen Kulturen fördern. Als Luxuskunden dürfen sie vielleicht sogar mehr als andere davon ausgehen, dass die gewählte Lodge, das Hotel oder Resort nach modernsten Umweltstandards errichtet wurde, und sich in den umliegenden Dörfern positiv einbringt, die schicke Innenausstattung aus lokal verfügbaren Materialien gefertigt wurde, das Spitzenrestaurant sich auf saisonale biologische Speisen mit Zutaten aus der Region fokussiert, die allwissenden Safari-Guides vom Veranstalter würdig entlohnt und die Zimmerfrauen nicht mit einem Hungerlohn abgespeist werden.
Verantwortung auf dem Silbertablett
Hat man früher Luxus und Nachhaltigkeit nur selten in einem Atemzug genannt, erkennen heute immer mehr Menschen, dass sich in den Begriffen ähnliche Werte widerspiegeln. Im Hinblick auf das steigende Bewusstsein der Reisenden sind die Unternehmen gefordert, ihr Engagement für Umwelt und Soziales nicht mehr tief in den Eingeweiden ihrer Websites zu verstecken, sondern es als unentbehrlichen Bestandteil ihrer Programme darzustellen. Nachhaltige Zutaten werden zu wertvollen Bausteinen im Angebot, statt als bloßes „Wohlfühl-Argument“ in den Hochglanzkatalogen Erwähnung zu finden. Nach und nach wird Nachhaltigkeit als unentbehrliche Zutat für eine qualitativ hochwertige, einzigartige und unvergessliche Reise auf dem Silbertablett präsentiert.
Bei der Vermarktung von „Sustainable Luxury“ punkten klare Botschaften und überzeugende Argumente. Verantwortungsvoll agierende Veranstalter kommunizieren, dass sie für alle angebotenen Reisen Klimakompensation betreiben, Hotels und Lodges mit international anerkannten Umwelt- und CSR-Siegeln favorisieren und sinnvolle Initiativen für die Bevölkerung und den Naturschutz im Zielland unterstützen. Im Idealfall kommt es langfristig zu einer Win-Win-Situation: einerseits bewirkt die sorgsame Einbindung der lokalen Bevölkerung in den Hochpreis-Tourismus den Anstieg des Lebensstandards, führt zu einer Wiederbelebung alter Traditionen wie auch zu positiven Umwelt-Effekten. Andererseits erfahren die Gäste im Rahmen ihrer perfekt organisierten, maßgeschneiderten Reiseträume jenseits von schierem Konsum das Gefühl des Willkommen-Seins, unterstrichen von Begegnungen, die von beidseitigem Respekt geprägt sind.