Rekordergebnisse wohin man auch schaut im internationalen Tourismus – so war’s nun auf der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin allenthalben zu vernehmen. Immer mehr Menschen reisen, die steigende Mobilität prägt Berufswelt und Alltag, einst exotische „Geheimtipps“ schmücken heute teuer und hochglänzend gepusht als Fassadenplakate die Innenstadt. Alles auf Kurs: Der Tourismus bringt den versprochenen Segen, alle happy, schöne Welt.“
„In vielen klassischen Herkunftsgebieten der Reisenden sind die Märkte gesättigt.“, merkt in seiner feurigen Rede ein großer Denker der Branche an. „Ob ihr es mögt oder nicht, wer heute noch wachsen will, der muss Marktanteile stehlen.“
Asien Geschäftsleute beklagen sich derweil – wortlos asiatisch – über die stets mahnende und lehrende Mutter Europa, die mit selbstgestrickten Ökotaxen die Welt retten will. Und dennoch kommen sie zuhauf, die Mittelklasse-Bürger aus China, Indien, Südamerika und Russland. Immer öfter, immer abseitiger der 9-Tage-12-Städte Routen, konfrontiert mit Bio-Essen und Mülltrennung.
Der Bundestag spielt mit der Debatte um die menschenrechtliche Verantwortung der Tourismuswirtschaft einen schönen Ball an die Podien der ITB-Konferenzen. „CSR und freiwillige Maßnahmen der Unternehmen schön und gut, aber geht’s hier nicht vielmehr um die Einhaltung bestehender Gesetze?“, so ein Credo. Braucht der Ethik-Kodex für Tourismus Zähne? Der vierzehnjährige Felix ist offenbar ein gestandener Mann der Tat, ihm scheinen solche Debatten egal. Souverän informiert er auf Englisch die versammelte Expertenschar nachhaltiger Touristiker über seine bestechend einfache Idee „Stop talking, start planting“ und erntet für 1,2 Milliarden gepflanzte Bäume und die Leichtigkeit seines Vortrags minutenlangen Applaus. So macht man das also. Die Jugend von heute: Die Reisenden und die Urlaubsmacher von morgen.
Und in all dem Tumult kommt jetzt ein neuer Reiseblog daher. Tut das not?
Gegenfrage: Gab es je eine spannendere Zeit, den Finger in brennende Wunden zu legen und auch kleine Erfolge zu feiern. Wenn es wirklich um das Klauen von Marktanteilen geht, dann mag dieser Blog die Robin Hoods feiern. Diejenigen, die denen etwas abnehmen, die vom Wachstumswahn getrieben dort ernten, wo sie nicht säen und verbrannte Erde bewusst in Kauf nehmen. Eine Destination ist nur so gesund, wie ihr am wenigsten nachhaltig wirtschaftender Partner.