Paris auf grünen Wegen

Paris-Gruen_EinfachGuteReisen_MBauer_001Viele Grünflächen der französischen Metropole sind miteinander verbunden und durchziehen die Stadt wie Adern – oft jenseits hektischer Hauptstraßen. Folgt man diesen grünen Wegen vom Stadtrand ins Zentrum kann man sich die französische Hauptstadt ganz entspannt – en passant – betrachten.

Paris ist eines der meistbesuchten Reiseziele der Welt. Jährlich kommen Millionen internationale Gäste wegen der Kunstschätze und der Kulturtempel, der Paläste und der Plätze, der Galerien und der Geschäfte an die Seine. Alt, neu, traditionell, modern, Vintage, Haute-Couture, Sandwich Grec und Haubenküche: In der französischen Hauptstadt gibt es alles dicht auf dicht. Das gemütliche Schlendern entlang der Avenuen erfordert angesichts des Überflusses an architektonischen, kulturellen und gastronomischen Fundstücken ein gutes Maß an Zielstrebigkeit und Selbstdisziplin.

Man kann aber auch ganz anders an die Sache herangehen, um dem Charme von Paris auf die Spur zu kommen: Ein paar Spazierideen für alle, die gerne mal abseits der großen Boulevards hinter die Kulissen schauen und neue Blickwinkel entdecken.

Startpunkt West: Vom Jagdgebiet zum Königsschloss

Hinter den Sehenswürdigkeiten gibt's viel GrünDer Bois de Boulogne im Westen der Stadt ist ein Erholungsgebiet von beeindruckendem Ausmaß. Im ehemals königlichen Jagdgebiet laden auf 900 Hektar Wälder und Wiesen, Bachläufe und künstliche Seen zu Sport, Spiel und Faulenzen ein. Ein paar hundert Meter muss man sich zwischen der Porte de la Muette und der Place du Trocadero die Avenue Paul Doumer mit dem Autoverkehr teilen, dann geht es bergab durch den kleinen Park über die Seine zum Eiffelturm. Von der Aussichtsplattform – man kann den Aufzug auch nur für den Aufstieg benutzen und hinunter die Stufen zählen – liegt der weitere Weg wie ein grüner Teppich vor Augen. Am Ende des Marsfeldes erreicht man auf der anderen Seite der Militärakademie den Invalidendom – Napoleons letzte Ruhestätte. Die Brücke am Ende des anschließenden Parks führt über die Seine zur Allee Cours de la Reine. Die goldene Spitze des Obelisken auf der Place de la Concorde weist die Richtung zwischen Petit Palais und Flussufer. Etwas versteckt hinter dem Riesenrad auf der Place beginnen die Tuilerien, die Parkanlage des Palais du Louvre. Verlaufen darf man sich an deren Ende im Labyrinth des Jardin du Carroussel.

Startpunkt Ost: Von der kaiserlichen Gerichtseiche zum gestürmten Staatsgefängnis

Fußgängerweg zwischen Bois de Vincennes und der BastilleDer heilige Louis, Kaiser Ludwig der Neunte, sprach unter einer Eiche Recht, vor den Toren der Stadt, im Bois de Vincennes. Mittlerweile wird der Wald  unkonventioneller genutzt. Die riesige Parkanlage ist das größte Erholungsgebiet der Stadt mit 32 Kilometern autofreien Wegen. Nicht weit vom Park entfernt beginnt das Viadukt der ehemaligen Gürtelbahn. Dort wo einst Eisenbahnen rollten präsentiert sich heute ein Paradies für Flaneure. Mit der Passage Planté ist ein kleines Naturschutzgebiet inmitten der Wohnblocks des 20ten Pariser Distrikts entstanden. Auf fünf Kilometern finden nicht nur Pflanzen und Tiere ökologische Nischen, auch für die Menschen ist der „Green Walk“ ein wichtiges Rückzugsgebiet. Zwischen Wiesen und Hecken laden Bänke und Spielplätze zu Erholung und Unterhaltung ein, in kleinen Gemeinschaftsgärten wächst frisches Gemüse und ganz nebenbei gedeiht eine gute Nachbarschaft.

Startpunkt Nord: Wissenschaftsstadt, Parkperlen und eine Wasserstraße

Der Kanal St. Martin im Osten von ParisNahe der Porte de la Villette liegt der ehemalige Schlachthof von Paris. Das riesige Areal wurde in den 80er-Jahren in eine riesige Erlebnisstadt verwandelt, die Cité des Sciences et de l’Industrie. Um diesen Betonklotz entstand der Parc de la Villette mit seinen charakteristischen roten Würfeln, die über das gesamte Gelände verstreut sind. Die wunderschöne Stahlskelettkonstruktion der Grande Halle, einer Viehmarkthalle von 1867 und die postmoderne Cité de la Musique sind bauliche Fixpunkte – es gibt derer viele – in diesem riesigen Erholungsgebiet am nordöstlichen Stadtrand. Den Park durchzieht der Canal de l’Ourcq, dem man stadteinwärts folgen sollte. An einer historischen Klappbrücke an der Rue de Crimée beginnt ein reizvolles Wasserbecken, das von zahlreichen Erholungsflächen, Kinos und Cafés gesäumt ist. Es geht über die nostalgisch wirkende Brücke, dann rechts in das Quai de la Loire. Die türkisfarbenen Bar Ourcq ist Wegweiser für die Abzweigung links in die Rue Euralyle Dehaynin. Nach Querung der Avenue Jean Jaurès geht es weiter bergauf in der Rue de Laumière. An ihrem Ende zeigt ein schmiedeeisernes Gitter den Eingang in eine verwunsche Welt. Die Buttes Chaumont sind ein gartenarchitektonisches Schmuckstück. In einen Kalksteinbruch hineingebaut, lieg versteckt eine Insel mit Hangebrücke und ein antik anmutender Tempel auf dem Gipfel des kleinen Hügels. Am anderen Ende des Parkes geht es wieder hinaus in die Stadt. An der Ecke Rue Botzaris – Av. Simon Bolivar geht es kurz durch das bergige und noch sehr ursprüngliche Viertel Belleville, bis zum terrassenartig angelegten modernen Park in der Rue Piat. Von dessen oberstem Punkt hat man eine spektakuläre Aussicht auf die ganze Innenstadt. Klettert man die Treppen hinunter und folgt der Rue de Couronnes und der Rue Jean-Pierre Timbaud stadteinwärts, trifft man nach längerem Fußmarsch wieder auf den Kanal, der nun Canal St. Martin heißt und unterirdisch verläuft. Der Grünstreifen entlang dem Boulevard Jules Ferry folgt man dem Wasserlauf bis die „Pariser Gracht“ kurz hinter der Place de la Bastille wieder ans Tageslicht kommt und sich nach zweihundert Metern gegenüber der Gare d’Austerlitz in die Seine ergießt.

Mehr zum Grünen Paris – und weitere Spaziergeh-Tipps –  gibt es auf der Webseite des Pariser Tourismusbüros: http://de.parisinfo.com/paris-entdecken/themenfuhrer/grunes-paris


Danke an Joachim Faust vom Weddingweiser-Blog, der für uns den Spaziergang durch seine alte Wahlheimat rund um die Buttes Chaumont auf’s Papier gebracht hat.